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Betten die zur Ruhe kommen / Die Presse / Schaufenster
Stories | 30. Dezember 2020
Liebe Aist Freunde & Freundinnen,
am Freitag, 4. Dezember war es soweit. Wir schlugen zum Frühstück Die Presse auf und es kullerte die Beilage Schaufenster raus. Wir freuten uns sehr, als wir den gut verfassten Zeitungsartikel von Norbert Philipp lasen. Betten die zur Ruhe kommen.
Er berichtet über Aist Möbel, über unsere Massivholzbetten, über unser Schaffen & unsere Passion. Sehr lesenswert!
Alles Liebe, Carmen & Timo
Text: Norbert Philipp, Fotocredits: Michael Obex; Ron Sandmayr
Norbert Philipp, Die Presse / Schaufenster
„Manche Räume
warten nur mehr
auf das Bett, dann
sind sie komplett.“
Übrigens: Auf unserer
Facebook Seite
erfährst Du als erstes, wo und wann wieder Späne fallen.
Alles Liebe, Carmen & Timo von Aist
Betten die zur Ruhe kommen
Auch das Holz hat so seine Phasen. Designer Timo Nau und Carmen Deisinger begleiten es handwerklich und gestalterisch bis in die Schlafzimmer der Menschen.
Manche Räume warten nur mehr auf das Bett, dann sind sie komplett.
Die Wand hat oft schon seine Farbe, die Deko-Elemente stehen und hängen an ihrem Platz. Doch das wichtigste „Bild“ von allen liefern Timo Nau und Carmen Deisinger meist persönlich. Nachdem es ebenso ganz persönlich verpackt wurde. Und mitunter sogar individuell auf Wünsche zugeschnitten. Es ist das Bett.
„Manchmal hätte ich dann gern einen professionellen Fotografen dabei, so schön und stimmig schaut das aus“, sagt Nau. Gemeinsam mit seiner Partnerin hat er schon sechs Bettmodelle entworfen und ausgeklügelt. Sie tragen Namen, die schon etwas verraten: von den Qualitäten der Gestaltung und des Materials. Ein bisschen verklausuliert natürlich.
Das Bett „Heiter bis Wolkig“ etwa wellt sein Haupt
mit weichem Wollfilz darüber. Die Modelle „Anno“ und „Dazumal“ hingegen verweisen ganz unnostalgisch zurück: auf Zeiten, in denen Handwerk und Holz die logische Antwort waren – auf Grundbedürfnisse
wie Schlafen. Oder vor allem: ausgeschlafen aufwachen.
Baumbiografien.
Sogar das Label, das sich Nau und Deisinger für ihre Entwürfe und ihren handwerklichen Zugang selbst geschnitzt haben, das sich über all
ihre Ideen und Entwürfe spannt, können sie inhaltlich begründen: „Aist“. Eigentlich ja ein Toponym. Deisinger kommt aus dem Mühlviertel in Oberösterreich. Dort kann man auch „ob der Aist“ aufwachsen, in Wartberg. Doch nicht alles lassen die Designer die Produktnamen erzählen.
Das Holz selbst hat dann fast noch bessere Geschichten: Die Partnertischlerei von Aist sucht sein Material nicht im üblichen Holzhandel, sondern die Bäume und ihre Qualitäten sorgfältig aus. Je nachdem, was daraus werden soll später. Und beim Modell „Anno“ hat Holz überhaupt noch einen zweiten Erzählstrang: Timo Nau und Carmen
Deisinger applizieren es in ungewöhnlicher Form – als Schindeln
ans Betthaupt. In Bad Reichenhall spaltet sie Harald Rapold schon
in dritter Generation. Und er weiß: Man muss selbst in den Wald, um den
geeigneten Schindelbaum zu finden. 500 Meter Seehöhe, Südhang, leicht linksdrehende Wuchsrichtung – ideal, um Schindeln daraus zu machen. Aist schreibt diese Baumbiografie mit Designdrall im Schlafzimmer weiter. Gerade Schindeln, sagt Timo Nau, seien prädestiniert, um Handwerk
auch wirklich Handwerk sein zu lassen: „Man kann sie eigentlich nur händisch bearbeiten, säubern, bürsten, glätten, ölen.“ Bevor sie in drei Lagen auf das Betthaupt kommen.
Greifbar.
„Uns geht es vor allem auch
darum, das Material, seine Oberflächen und Strukturen atmosphärisch zur Geltung zu bringen“, sagt Carmen Deisinger. Und das nicht nur im Raum, sondern am besten gleich in allernächster Nähe zum Menschen. „Denn mit kaum einem anderen Möbelstück hat man so ein intimes, emotionales Verhältnis wie mit dem Bett“, meint Timo Nau.
Metall kommt den Designern deswegen sowieso nicht in den Bettrahmen. Dafür Holz gern auch in unterschiedlichsten haptischen Qualitäten. „Die Menschen legen inzwischen beim Wohnen viel Wert darauf, Strukturen auch dreidimensional spüren zu können.“ Oder auch schon im ersten Morgenlicht sehen: Wie die Schattenstrukturen, die die Dreidimensionalität
der Schindeln produzieren.
Das Bett – eine gestalterisch sensible Zone. Und auch eine, „in der die Kunden auch eine sehr große gestalterische Sensibilität spüren lassen“, wie Timo Nau meint. Gemeinsam mit dem Esstisch ist das Bett oft eine der wenigen Konstanten im Wohnraum,
die auch verschiedene Lebens-, Stil- und Geschmacksphasen überdauern.
Selbst wenn sich rundherum schon ziemlich stark gewandelt hat, wie Schlafräume ausschauen, wofür man Betten benutzt, wann man sich auf sie legt, und vor allem auch, mit wem man sie teilt.
Vor ein paar Hundert Jahren sind selbst die Adeligen mit ihrer Dienerschaft gemeinsam zu Bett
gegangen. Der Wärme wegen. Inzwischen sind die Räume, in die man Betten stellt, nicht mehr die ausgekühlten Kammern, sondern Zimmer, in denen man auch mal liegend das Tageslicht ungenutzt erstreichen lässt.
Hightech-Handwerk.
In ihrem Wohnung-Büro-Hybrid in Linz schauen Nau
und Deisinger auf den Dom, wenn sie Wünsche, Bestellungen und viele Fragen ihrer Kunden entgegennehmen.
Die Späne fliegen woanders: In der Nähe von Vorchdorf hat sich Aist in einer Tischlerei eingemietet. Diese erledigt auch die Grob und Vorarbeiten. „Das darf man sich auch nicht so romantisch à la Meister Eder vorstellen“, sagt Timo Nau. Hightech-Werkzeuge wie digital programmierte CNC-Fräsen legen die Basis. Danach bekommt der Entwurf noch genügend händische Zuwendung. Und dazu gehört aber auch, das Holz, fast wie die Menschen später im Bett, auch mal liegen zu lassen.
In einer industriellen Produktion würde sich das schon zeitlich und logistisch kaum ausgehen, meint Carmen Deisinger. Sie und
ihr Partner geben dem Holz dagegen Zeit, seine Qualitäten zu entfalten. Und sich selbst auch den Raum im gut ausgelasteten Terminkalender für die gestalterischen Qualitäten.
Text: Norbert Philipp / die Presse / Schaufenster